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Heinz Sonderegger
Atelierbesuch

Wie Viggo Wallensköld schreibt, sind die Arbeiten von Barbara Peyer nicht auf der Ebene des Wortes verstehbar, sondern mit der inneren Sensibilität – oder einer Art Betroffenheit der Betrachtenden, könnte man ergänzen.
Wie bekannt, behindern Begriffe die reine Wahrnehmung. Sie sind immer eine Vordeterminierung und bestimmen die kulturelle Sicht auf Etwas. Damit stehen sie auch beim Betrachten dem unwiderstehlichen Sog vieler Bilder von Barbara Peyer im Wege. In allen ihren Arbeiten werden Farben bestaunenswert, souverän und aussagekräftig eingesetzt.

Bemerkenswert ist auch ihre ausgeprägte Empfindsamkeit für den Ausdruck von Körpern, auch deren Verletzlichkeit und Brüchigkeit, zum Beispiel wenn sie alternde Körper darstellt. Dazu schrieb Luce Irigaray: „In unserer Kultur hat die Vorherrschaft des Blicks über das Tasten, Riechen, Berühren und Hören zu einer Verarmung der körperlichen Beziehungen geführt. In dem Augenblick wo der Blick dominiert verliert der Körper seine Materialität.” Nicht so in den Bildern von Barbara Peyer, hier sind die Körper oder Fragmente desselben vorhanden und fühlend, das ist in ihnen manifest.
Auch trifft man bei ihr auf raffinierte Umsetzungen von Beobachtetem, Gesehenem, wie beispielsweise im Bild ‚La réunion, 2013‘, oder ‚Am Fluss, 2008‘, afrikanisch/ georgischen Szenen. Hier wird auch dem Wunsch nach Körperdarstellungen nachgegangen, zudem spürt man darin die unvoreingenommene Haltung gegenüber anderen Kulturen und Lebensweisen. Gesamthaft ist in diesen Werken ein nachdenkliches Menschenbild inhärent. Durch die vielfache Anwesenheit von Tieren, Pflanzen und Wäldern wird dieses noch betont.

Geschrieben und ergänzt anhand von losen Aufzeichnungen,
die nach einem Atelierbesuch am 18. November 2019 entstanden.

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